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Bedeutung von Frieden erkannt

Offenbach – Als der Krieg in der Ukraine am 24. Februar begann, entschieden sich die drei Gymnasien der Stadt, gemeinsam „etwas Großes“ zu tun. Dabei sollte nicht nur ein Zeichen für Frieden und Solidarität gesetzt werden, sondern auch tatkräftige Unterstützung geleistet werden. So entwickelten die Leibnizschule, die Rudolf-Koch-Schule und die Albert-Schweitzer-Schule die Solidaritätsaktion „Wir laufen für den Frieden“:

Vom Fünftklässler bis zum Oberstufenschüler nahmen die Schülerinnen und Schüler am selbst organisierten Spendenlauf teil: Die Teilnehmer liefen festgelegte Runden, wie etwa um den Sportplatz an der Rosenhöhe. Pro gelaufener Runde wurde von den Eltern gespendet. Am Mittwochmittag wurde das Projekt im Rahmen einer kleinen Feierstunde in der alten Turnhalle der Albert-Schweitzer-Schule beendet – und der Erlös, den alle drei Schulen gemeinsam erlaufen hatten, präsentiert.

„Die Bedeutung von Frieden hat sich uns erst ab dem 24. Februar erschlossen.“ Sebastian Wasserka, Leiter der Albert-Schweitzer-Schule, schilderte die „Veränderung unserer Weltanschauung“, in der die Worte Frieden und Krieg keine große Bedeutung gehabt hätten, da die militärischen Konflikte auf der Welt weit weg von der mitteleuropäischen Realität gewesen seien.

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine habe dieses Bewusstsein massiv verändert. Gerade in einer multikulturell geprägten Stadt wie Offenbach könne man täglich erleben, wie Kommunikation und Austausch zwischen Menschen einer offenen Gesellschaft auf friedlichem Wege funktioniert. „Die Schulen spiegeln genau das wider“, so Wasserka in Hinblick auf die Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen Herkünften. Deshalb wolle man „ein Symbol der Anerkennung“ und Solidarität zeigen, denn letztere gewinne durch den Krieg in Europa wieder mehr an Bedeutung. So hat die Albert-Schweitzer-Schule vor Kurzem eine komplette Schulklasse für Kinder aus der Ukraine eröffnet.

Wasserka bedankte sich auch im Namen von Ursula Wachter-Bieri, Schulleiterin der Rudolf-Koch-Schule und Christoph Dombrowski, Schulleiter der Leibnizschule, bei den Fachbereichsleitern der Schulen, die die Solidaritätsaktion unter ihre Fittiche genommen hatten: Diese waren Jorgos Bakalakos für die Leibnizschule, Christian Petrak für die Rudolf-Koch-Schule und Eleni Tsatsa für die Albert-Schweitzer-Schule, die für ihr Engagement jeweils einen Blumenstrauß entgegennehmen durften.

Begleitet wurde das Programm durch künstlerische Beiträge von Schülerinnen und Schülern: Den Anfang machte Paula Walz aus der E2 am Flügel mit Smetanas „Moldau“, die Musicalgruppe der Leibnizschule gab einen Vorgeschmack aus dem „kleinen Horrorladen“, der im Juli seine Premiere feiert, Aristotelis Blazi aus der 7b stellte am Flügel seine selbst komponierte „Sea Journey“ vor. Standing Ovations und Bravo-Rufe erntete das Duo Aaron Böer am Cello und Leila Fathali an der Violine mit ihrer „Passacaglia“, die auf einem eindrucksvollen und erstaunlich hohem künstlerischen Niveau interpretiert wurde.

   

In der Unesco-AG hatte Fatimah Muhammad aus der 9d ihr Friedensgedicht in englischer Sprache verfasst, mit dessen Vortrag sie für nachdenkliche Momente sorgte. Ein weiteres Friedensgedicht aus der Feder von Hilary Johnson aus der E2 wurde von Melek Öztürk aus der E2 vorgetragen, in dem die Frage gestellt wurde, warum wir überhaupt kämpfen, wenn sich doch „jeder von uns nach Frieden sehnt“.

„Putins Angriffskrieg fordert uns alle heraus“: Aus der Schülervertretung der Albert-Schweitzer-Schule sprach Vincent Kolipost auf dem Podium gemeinsam mit seinen Kollegen aus der Leibniz- und der Rudolf-Koch-Schule: „Der Krieg betrifft Deutschland, die EU und die Demokratie.“ Das Geld, das aus der Spendenlaufaktion zusammengekommen ist, ist nicht nur für Kinder und Jugendliche in der Ukraine gedacht, sondern soll über die Organisation „Aktion Kleiner Prinz“ auch Betroffenen in anderen Kriegsgebieten zukommen.

Am Ende wurde dann offenbart, wie viel erlaufen wurde: Sage und schreibe 60. 000 Euro standen auf dem symbolischen Scheck, den die drei Schulleiter am Schluss präsentierten.

von Jan Schuba © Offenbach Post 10.6.2022