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Bericht über den gelungenen Kollegiumsausflug zum Fechenheimer Mainbogen am 7.10.21

Bei strahlender Herbstsonne trafen wir uns im „Fechemer Bootshaus“ in Fechenheim, welches ein wenig verborgen und fast idyllisch am Anfang des Fechenheimer Leinpfads zwischen der Endhaltestelle der Straßenbahn Linie 11 und dem Friedhof liegt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Kollegen-Runde, die radelnd, mit Öffentlichen oder dem Auto eintrafen, konnte die großen Tische der Außenterasse und z.T. den Innenraum, der nur für uns geöffneten Gaststätte, ganz für sich einnehmen. Das Restaurant kann man wirklich weiterempfehlen.
Die Küche ist modern, teilweise kreativ, regional und auch sehr bezahlbar.

Nach guter Sättigung mit angeregten Gesprächen kamen wir bald zum didaktischen Teil:

Wir sollten die Fechenheimer Seite des Mainbogens als neugestaltetes, zukunftsorientiertes und zugleich romantischen Gebiet ziemlich intensiv kennenlernen.

Rainer Zimmermann vom Frankfurter Umweltamt gab uns, zusammen mit seiner studentischen Begleiterin Nina Kuschik von der Goethe-Uni, erstmal einen wissenschaftlichen Gesamtüberblick mittels vieler Schaubilder, auf denen die mühevolle Entwicklung des mit 90 Hektar größten Renaturierungsprojekt am hessischen Main anschaulich gemacht wurde.

Wir lernten, dass bereits seit 2015 drei Teiche und fünf zeitweise geflutete Landstücke entstanden sind, in denen sich Pflanzen und Tieren (ohne weiteres menschliches Ansiedeln der Arten) schon sehr gut entwickelt haben.

Ebenfalls entstanden sind sieben Zonen, an denen das Ufer abgeflacht und mit Buchten sowie mit Sand und Kies als Laichareal für Fische gestaltet wurde.

2019 war das Jahr der Aushubarbeiten für einen 600 Meter langen, bis 70 Meter breiten und bis 4,5 Meter tiefen Altarm, der praktisch die Biegung des Mains abkürzt.

4,16 Millionen Euro kostete das Anlegen der Auenlandschaft, eines Refugiums für Fische, Vögel und Pflanzen. Knapp drei Millionen Euro trägt das Land Hessen.

Durch die Wasserverbindung entstand eine 400 Meter lange Insel, auf der sich die Natur vollkommen ungestört entwickeln soll, wenn Hundebesitzer nicht ihre Hunde rüberschwimmen lassen würden.

Gleichzeitig wurde der bis dato bestehende Leinpfad in Ufernähe weiter ins Landesinnere verschoben und existiert nun als 1,2 Kilometer langer asphaltierter Rad- und Spazierweg.

In Ufernähe soll dann mit der Zeit ein breiterer Auwald wachsen. Teils soll er angelegt werden, teils auf natürliche Weise entstehen.

Stolz erzählte Zimmermann, wie die 83.000 Kubikmeter Erdreich, die nach dem Ausbaggern des neuen Mainarms anfielen, abtransportiert wurden. Um die Natur möglichst wenig zu stören, orientierte man sich bei den Bauarbeiten an strengen ökologischen Vorgaben. So verschwand der Aushub nicht auf theoretisch hierfür benötigten 7500 Lastwagen, sondern im Bauch mehrere Frachtschiffe. Die transportierten ihn zur Deponie Eisert in Großkrotzenburg, wo der wertvolle Boden nun als Abdeckung dient. Nur für diesen gelungen alternativen Transport musste kurzfristig eine Art Hafen angelegt werden, der am Ende wieder abgebaut wurde.

 

Die Realisierung war alles andere als einfach: Für die Umgestaltung der Landschaft mussten die Eigentumsverhältnisse von 1000 Grundstücken und 135 verschiedenen Eigentümer (darunter mit einem Flächenanteil von zwei Dritteln die Stadt Frankfurt) neu geordnet werden (= Flurbereinigung).

 

Die Studentin erzählte begeistert von den Tier- und Pflanzenarten, die sich alleine angesiedelt hatten. Am eindrucksvollsten war für mich, dass der Eisvogel bereits gesichtet wurde.

Sie erzählte allerdings auch, dass teilweise Spaziergänger mitsamt ihrer Hunde sich nicht an die Beschilderung hielten und sich an die noch nicht vollständig mit Schilf bewachsenen Ufergebiete setzen würden, was Enten und Co vom Eierlegen und laichen abhalten würde.

Wir hatten allerdings auch keine Schilder gesehen und beflügelt, wie wir von der Ausstrahlung dieser quasi-ursprünglichen Landschaft waren, entwarfen wir auf dem Rückweg Pläne und Szenarien, die eine sorgsamere Nutzung für die Offenbacher Bevölkerung, vor allem deren Kinder, ermöglichen sollte: Entwicklung kreativer Schilder, die auf charmante Art und ohne viel Text Regeln transportieren, Workshops zu Nachhaltigkeit, urban farming auf den verbliebenen Ackerböden, etc… Viele Ideen tauchten auch, viele Fragen wurden gestellt, es war ein toller Nachmittag!

Von Heike Stromidl

[Car – 11/21]