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Inszenierung von Goethes Faust I und II und Nachgespräch mit dem Regisseur Reinhard Hinzpeter

Am Donnerstag, den 10. November 2022 besuchten zwei Deutschkurse aus der Q3 (Frau Tsatsa und Frfau Brinkmeyer) Reinhard Hinzepeters Inszenierung „Faust I und II” von Goethe im Titania Theater in Frankfurt am Main.

Während wir im Theater eintrudelten, stellten wir fest, dass die Inszenierung gut besucht war. Als es dann losging, waren die besten Plätze schnell besetzt.

Die Inszenierung von Goethes Tragödie führte uns in die abenteuerliche und tragische Handlung des Werkes ein, das die Geschichte des historischen Doktor Faustus aufgreift. Diese hatten wir bereits im Unterricht gelesen und ausführlich besprochen.

Was für uns besonders interessant war, war die Tatsache, dass die verschiedenen Rollen der in der Tragödie auftauchenden Figuren nur von zwei Darsteller:innen auf die Bühne gebracht wurden. Die Schauspielerin Bettina Kaminski und der Schauspieler Axel Gottschick schafften es hervorragend, die verschiedenen Rollen umzusetzen, indem sie lediglich durch einen Wechsel ihrer Kleidung die Verkörperung der neuen Rolle signalisierten. Wir waren positiv überrascht, dass die üblicherweise theatralisch männlich dominierte Rolle des Mephistopheles von der Darstellerin Bettina Kaminski gespielt wurde. Diese Abweichung ließ die Inszenierung sehr originell wirken.

Die Handlung wurde außerdem an mehreren Stellen nach eigener Interpretation von Reinhard Hinzpeter modifiziert bzw. verkürzt und moderne Elemente,  wie zum Beispiel die begleitende Tonspur, das Requisit und Teile der Dialoge zwischen den Charakteren, wurden in der Geschichte des Doktor Fausts eingebaut. Dies faszinierte uns, führte aber auch zu Unklarheiten bezüglich der Theateraufführung, die uns auf den Heimweg beschäftigten.

Unsere Unklarheiten wurden jedoch am Mittwoch, den 16. November 2022 während eines Nachgesprächs mit dem Regisseur Reinhard Hinzpeter, der uns in der Schule besuchte, beseitigt. Dabei ging Herr Hinzpeter auf alle unsere Fragen, die durchaus auch kritisch waren, ein.

Laut Reinhard Hinzpeter ist die Inszenierung ein Produkt langjähriger Interpretationsansätze von ihm und seinen Partnern, den beiden Darstellern Bettina Kaminski und Axel Gottschick. Während seines Studiums in den Fachbereichen Germanistik und Romanistik sei für Reinhard Hinzpeter die Auseinandersetzung mit den Werken von Johann Wolfgang von Goethe und die Faszination für diese sehr groß gewesen, was ihn motiviert habe, die Tragödie „Faust I und II” unter vielen anderen Stücken deutscher Nationalliteratur auf die Bühne zu bringen.

Er erläuterte uns, dass seine Idee hinter der Darstellung der Figur Mephistopheles durch eine Frau und der Verkörperung der Rolle des Doktor Fausts durch einen männlichen Schauspieler die Deutung von Gegensätzen zwischen Gut und Böse sei. Diese Kontraste stünden für polar einander entgegensetzte und dennoch aufeinander bezogene, komplementäre duale Kräfte oder Prinzipien, die sowohl im Werk als auch in unserem alltäglichen Leben zu finden seien.

Die Inszenierung des Dramas „Faust I und II” , sagte Reinhard Hinzpeter, befinde sich im konstanten Wandel, welcher von der gesellschaftlichen Weiterentwicklung bedingt und auf diese angepasst sei, was für ihn und für die Schauspieler sehr aufwendig, aber auch unglaublich spannend sei. Der Einbau moderner Elemente sei erforderlich, um dem aktuellen Menschen das Wiederfinden in Faust, seinen Gefühlen und seinen Anstrengungen zu erleichtern.

Das Nachgespräch hat uns geholfen, die Intentionen des Theaterpersonals bei der Darstellung besser zu verstehen und Goethes Drama „Faust I und II” aus der Perspektive eines Regisseurs zu erkunden.

Antonia Balas (Q3)
[12/2022]