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Das Internet vergisst nichts!

Am 14. November hielt Kriminalhauptkommissarin Antje Suppmann vom Polizeipräsidium Mittelhessen in Gießen in der Mensa der ASS einen hochaktuellen und sehr informativen Vortrag vor Eltern, Lehrern und der Schulsprecherin über das brisante Thema „Cybermobbing im Internet„.

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In diesem Vortrag wurde mit teilweise drastischen Beispielen verdeutlicht, wie sorglos sich viele Jugendliche im Internet bewegen. Dass die Problematik des unbekümmerten Umgangs mit diesem modernen Medium sowohl zu strafrechtlichen Konsequenzen als auch zu beachtlichen psychosozialen Konflikten führen kann, führte die Referentin den interessierten Zuhörern anhand vieler plastischer Beispiele aus ihrer langjährigen Erfahrung eindrucksvoll vor Augen.

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Dass das Thema „Mobbing – Cybermobbing“ unter den Nägeln brennt, ist vielen bekannt.

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Auch im Ausland höre man von extremen Folgen, die bis zu Selbstmorden aus Verzweiflung führten. In Kanada, in Holland, aber auch in Münster sind einschlägige Fälle bekannt. Da stelle sich von selbst Erkenntnis ein, dass sich die mit dem Internet verbundenen Probleme keineswegs weit weg ereigneten, sondern durchaus auch vermehrt im unmittelbaren Umkreis wirkten.

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Vielen Schülern sei es nicht bewußt, dass sie unter Umständen im Internet Straftaten begehen können. Die technischen Bedingungen erlaubten es.

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Doch was ist eigentlich Mobbing? Wer ist Opfer, wer ist Täter?

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Mobbing heißt „anpöbeln“, „fertigmachen“. Wenn eine Person über einen längern Zeitraum systematisch ausgegrenzt, erniedrigt oder fertig gemacht wird, trifft dieser Begriff zu. Es handele sich also nicht um einen Konflikt zwischen zwei Menschen, sondern um einseitig ausgeübte Macht, bei der eine Person (oder eine Personengruppe) die psychische und/oder physische Macht über eine andere, sich nicht wehrende Person ausübt.

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Vielfältige Erscheinungsformen von Mobbing wurden von Frau Suppmann benannt, darunter auch obszöne, beleidigende SMS-Botschaften. Aber auch physische Gewalt und seelische (psychische) Misshandlungen kämen häufig vor. Diese seelischen Verletzungen würden bei Mitschülerinnen, Eltern oder Erziehenden oft nicht wahrgenommen, da man die damit verbundenen seelischen Schmerzen eben nicht sehen könne.

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Eine neue Variante ist das Cybermobbing: Es werden entwürdigende Fotos oder bösartige Gerüchte über jemanden ins Internet gestellt, um diesen zu diffamieren oder lächerlich zu machen. „Happy Slapping“ – also das Filmen und das Einstellen von Szenen ins Internet, die für ein Opfer im höchsten Maße peinlich und erniedrigend seien, sei eine weit verbreitete Form von Cybermobbing. Es befinden sich auch sogenannte „Hasser-Seiten“ in Schüler-Vz, Facebook und anderen Foren

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Leider böten soziale Netzwerke bieten Schutz, da Gesetzeslücken existieren.

Viele Kommentare in Internetforen erfüllten den Straftatbestand der Nötigung, Bedrohung oder Beleidigung. Diese Straftaten begehen auch Menschen, die sich einer diffamierenden Äußerung anschließen oder ihr zustimmen.

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Was sind Unterschiede zwischen Mobbing und Cybermobbing?

Im Internet bleiben Boshafigkeiten meist anonym. Die beim Opfer entstehende Angst und Unsicherheit gegenüber anderen Menschen werde durch einen nicht erkennbaren Angreifer noch erheblich verstärkt.

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Das Internet vergisst nichts!

Daten und Fotos könnten nicht mit Sicherheit endgültig entfernt werden. Das wird fast immer von Internet-Usern vernachlässigt oder nicht für ernst genommen.

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Wie läuft Mobbing ab?

Ein Opfer werde ausgesucht und bewusst schikaniert. Wenn der Betroffene so reagiert, dass sich der Angreifer überlegen fühlt und niemand dagegen einschreitet, werden die Angriffe immer weiter fortgesetzt. Mobbing funtioniere also nur, wenn andere wegsähen und nicht helfend eingriffen.

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Opfer und Täter können Jungen und Mädchen sein. Die meisten Opfer von Mobbingattacken seien im Alter von 7-16 Jahren. Dabei falle auf, dass Mädchen oft unauffälliger mobben und meistens nur innerhalb ihrer eigenen Freundschaftsgruppe. Jungen wendeten eher sichtbare, physische Gewalt an.

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Einige Personen mobben, weil sie glauben dadurch beliebter werden. Sie wollen die Regeln bestimmen und dadurch Anerkennung erhalten. Ihr eigenes unterentwickeltes Selbstvertrauen werde durch solche Aktionen überspielt

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Erwachsene könnten Mobbingübergriffe oft nicht leicht erkennen. Körperliche und psychische Reaktionen wie Albträume, Überkeit, Bauchschmerzen könnten neben anderem mögliche Symptome sein.

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Zerrissene Kleidung, Verletzung und beschädigte Dinge könnten auch als mögliche Anzeichen gedeutet werden. Ebenso könnten Schulängste oder Schulschwänzen Alarmsignale sein.

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Warum reden Opfer nicht über ihre Probleme?

Opfer haben Angst vor weiteren und stärkeren Schikanen. Aber es gebe auch eine Hoffnung: Meist höre der Täter auf, wenn er aus der Anonymität heraus geholt wird.

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Was können Eltern tun?

Eltern sollten das Problem ihres Kindes ernst nehmen, zuhören und ruhig bleiben. Keine spontanen, unüberlegten Handlungen. Gemeinsam mit dem Kind sollten weitere Schritte verabredet werden, Hilfe und Unterstützung von außen geholt werden.

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Die Schüler selbst sollten so wenig wie möglich persönliche Informationen im Internet einstellen. Sie dürfen keine Passwörter / PINs weitergeben oder sich einen aggressiven Nicknamen zulegen (z.B. „Krieger“ o.ä.).

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Hilfe böten auch: Jugendschutz.net oder das Jugendtelefon Nummer gegen Kummer (www.nummergegenkummer.de)

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Grundsätzlich gelte: Dem Opfer solle man glauben! Immer!

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Frau Lorz (stellvertr. Schulleiterin der ASS) kündigte in der Veranstaltung an, dass an der ASS demnächst auch Veranstaltungen für Schüler zu diesem Themenkomplex durchgeführt würden.

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[Lm, 11/2012]