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Die Oberstufe erfolgreich abschließen

Eine nicht unbeträchtliche Zahl von Schülerinnen und Schülern scheitern an den schulischen Anforderungen der gymnasialen Oberstufe. Die Bedingungen, unter denen sie heute lernen, sind andere geworden, als viele Erwachsene sie aus ihrer eigenen Schulzeit in Erinnerung haben. Unterrichtszeiten verteilen sich über den ganzen Tag, entsprechende freie Zeiten tagsüber zwischen den einzelnen Unterrichtseinheiten können angesichts fehlender geeigneter Arbeitsräume nicht sinnvoll und zielführend genutzt werden; nach langen Schultagen voller geistiger Aktivität dient ein Workout in einem Fitnessstudio am Abend mehr dem ganzheitlichen Wohlbefinden als die Bearbeitung von Schulaufgaben in der häuslichen Umgebung bis in die Nacht hinein. Die Allgegenwart digitaler Medien mit ihrer Informationsflut und mit ihren sozialen Netzwerken als Dauerstressoren erschöpft geistige und psychische Ressourcen; im Unterbewusstsein wabern die Krisenherde der Gegenwart und nagen an dem Glauben an die eigene Selbstwirksamkeit und an eine sichere Zukunft.

Unter diesen Bedingungen zu lernen bedarf anderer Bewältigungsstrategien; zu lernen wie vormalige Generationen genügt nicht mehr, heute ist das Lernen selbst das, was gelernt werden muss.

Die beiden Sozialpädagoginnen der Albert-Schweitzer-Schule, Nadine Andres und Nicole Salzmann, haben in ihrer Arbeit tagtäglich mit Schülerinnen und Schülern zu tun, die sich mit diesen Anforderungen schwertun oder daran scheitern. Angesichts dieser bedrückenden Erfahrungen befragten sie Schülerinnen und Schüler der letztjährigen Jahrgangsstufe 11 nach ihren Schwierigkeiten mit den Anforderungen der gymnasialen Oberstufe. Dabei kristallisierten sich drei Problembereiche heraus: (1) Schülerinnen und Schülern fällt es schwer, für einen längeren Zeitraum bei ihren Schulaufgaben konzentriert zu bleiben. (2) Es gelingt ihnen nicht, organisiert, strukturiert und vorausschauend zu lernen. (3) Schule mit Unterricht und Leistungsüberprüfungen wird als Dauerstress empfunden, aus dem sie sich nicht befreien können.

Um den Schülerinnen und Schülern vor den beiden letzten abiturrelevanten Schuljahren eine Unterstützung anzubieten, organisierten sie einen Workshop, der genau auf diese Problembereiche abgestimmt war. Dazu engagierten sie Expertinnen und Experten, die die Schülerinnen und Schüler, was Konzentrationsfähigkeit, Stressbewältigung und Lernstrukturen angeht, coachen sollten.

Die Veranstaltung fand in der Zeit vom 07.11.24 bis 08.11.24 unter dem Motto „Die Oberstufe kann kommen“ in den Räumlichkeiten der Albert-Schweitzer-Schule statt.

Als Lerncoach führt Andrea Kurz in ihrem Workshop die Schülerinnen und Schüler konkret in anwendbare Methoden und Techniken ein, die helfen können, effizienter und erfolgreicher zu lernen, Lernzeiten vorausschauend zu planen und zu organisieren, die Lernmotivation zu steigern sowie Einflüsse zu mindern, die diese beeinträchtigen, und zum Lerntyp passende Lernmethoden anzuwenden. Doch selbst für einen Profi geht Lernen nicht ohne Wiederholen … Wiederholen … Wiederholen.

Beate Ehmke und Jonas Blitz als systemische Berater konfrontieren in ihrem Workshop die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit zentralen Fragen, deren Klärung zu innerer Klarheit und Orientierung führt: Welche konkreten Ziele habe ich? Wie will ich sie erreichen? Woran könnte ich scheitern? Ein ehrlicher Umgang mit diesen Fragen verhilft zu einer Fokussierung auf die persönlichen Ziele, setzt Ressourcen frei und verleiht die nötige Resilienz bei Widerständen oder Rückschlägen.

Als Schulpsychologen stellen Lora Angor und Jonas-Christopher Piscopello den Umgang mit Stress und Belastungen ins Zentrum ihres Workshops. Stress kann durch Gedanken, durch Emotionen und durch unseren Körper oder auch in einer Kombination von allen drei Faktoren hervorgerufen werden. Werde alles nur noch als Belastung empfunden, wirke sich Stress negativ auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit aus. Eine positive Haltung unterstütze den Glauben an die eigene Selbstwirksamkeit, sodass Stress auch beflügelnd wirken könne.

Die Rückmeldung der Schülerinnen und Schüler auf das Angebot war eine sehr positive. Man habe eine Menge an Anregungen bekommen, das eigene Lernverhalten besser wahrnehmen zu können, Werkzeuge an die Hand bekommen, das Lernen erschwerende Verhaltensweisen zu verändern, und – was das Wichtigste ist – man habe eine viele positivere Haltung in Bezug auf das Lernen in der Oberstufe gespürt. Die Veranstaltung soll auf jeden Fall im nächsten Jahr wiederholt werden.

[Qu – 12/24]