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Saxa loquuntur* – Eine Reise nach Rom

Wenn Französisch- oder Spanischschüler sich in die Herkunftsländer ihrer 2. Fremdsprache  begeben, dann finden solche Besuche im Rahmen eines Schüleraustauschs statt. Die einzelnen Schüler sind Gast in einer Familie und lernen darüber die Sprache und die Kultur des Landes intensiver kennen.

Wenn Lateinschüler nach Rom fahren, dann gestaltet sich ein solcher Austausch anders. Denn ihre Gesprächspartner sind nicht Menschen, sondern Roms sprechende Steine. „Quem cernis, lapis hic loquitur …“ Den du erblickst, der Stein hier: Er spricht …   . So beginnt eine Grabinschrift im Pantheon und diese Inschrift spricht für tausende. In Rom sprechen die Steine an Obelisken und Brunnen, Tempeln und Basiliken, Triumphbögen und Brücken, Palästen und Bürgerhäusern, Statuen und Grabmälern – sprechende Steine, wohin wir gehen.

Im Mai 2016 brachen wir, 34 Schülerinnen und Schüler der lateinischen Sprache aus vier unterschiedlichen Jahrgängen, für sechs Tage in die Ewige Stadt auf. Untergebracht auf dem Territorium des alten Marsfeldes in einem  kirchlichen Gästehaus, in unmittelbarer Nähe des Pantheons, des großartigsten Rundbaus der Altertums und des am besten erhaltenen antiken Bauwerks Roms, der Piazza Navona, in der Antike ein Stadion für athletische Wettkämpfe, seit der Barockzeit ein Platz für Feste, heute ein touristischer Anziehungspunkt, und des Campo dei Fiori, jenem Platz, auf dem der Priester und Philosoph Giordano Bruno 1600 als Ketzer verbrannt wurde und heute täglich ein römischer Lebensmittelmarkt stattfindet, erschlossen wir uns mit unseren Lateinlehrern fußläufig  bedeutsame Schauplätze der antiken römischen Geschichte.

Wichtige Anlaufstelle war der Ort, der über Jahrhunderte hinweg der Mittelpunkt der römischen – Welt war: das Forum Romanum. Auf dem Forum wurde zu Zeiten der Republik im Senat große Politik gemacht, von hier aus wurde das Imperium erobert, hier befanden sich die ältesten und ehrwürdigsten Tempel der Stadt, auch das alltägliche Leben hatte auf dem Forum Romanum einen Mittelpunkt, Triumphbögen erinnern an wichtige Ereignisse der römischen Geschichte.

Wir suchten Kapitol und Kolosseum auf, streiften die domus aurea von Kaiser Nero, besichtigten den Circus Maximus, den Ort der Wagenrennen, und das Musuem, das die Erinnerung an den römischen Kaiser Augustus lebendig hält.

Immer informierten einzelne Schüler die Gesamtgruppe vor Ort kompetent über Gebäude, Geschichte und historische Personen. Nicht zu vergessen sind der Besuch der Calixtus-Katakomben und der Gang über die Via Appia auf historischem Untergrund.

Neben dem antiken Rom suchten wir auch das christlich-barocke Rom auf, einige waren an der Nekropole, dem Ort, an dem man das Grab des Apostels Petrus vermutet, andere suchten den Petersdom auf und stiegen im Innern hoch in die Kuppel. Zusammen erkundeten wir die Vatikanischen Museen und schauten uns Statuen an, die wir aus Geschichten und Abbildungen in unseren Lateinbüchern kennen.

Auch das moderne Rom kam nicht zu kurz. Wir bewegten uns in den großen, angesagten Einkaufsstraßen, um festzustellen, dass unsere Geldbeutel dafür zu klein sind. Und am Abend waren wir gerne Gast in den zahlreichen Lokalen im Stadtteil Trastevere, wo wir zusammen aßen und den Tag gemütlich ausklingen ließen, bevor wir in die Stille unseres Klosters zurückkehrten.

[Qu – 4/2017]

uǝɥɔǝɹds ǝuıǝʇs ǝıp = ɹnʇunnbol ɐxɐs*